M. CHAT

[FR]

- DAS WERK -

DER MENSCH HAT DIE SONNE UNTERTEILT UND DIE ARBEIT FESTGELEGT

TITEL: Les Hommes ont divisé le soleil et déterminet le travail
(DER MENSCH HAT DIE SONNE UNTERTEILT UND DIE ARBEIT FESTGELEGT)

TECHNIK: Spray

ENTSTEHUNGSJAHR: 2018

STANDORT: Collège des Jeanneret

FLÄCHE: 220 m2

Der westlichen Schreibrichtung folgend (von oben nach unten und von links nach rechts), ist die hoch in der oberen linken Ecke des Freskos stehende Sonne der Ursprung allen Lebens. Wenn der Mensch, wie Darwin sagt, vom Affen abstammt, dann stammt die Katze nach Ansicht von Thoma Vuille von der Sonne ab. Allein der Kopf des berühmten Katers ist schon eine Sonne. Naiv und primitiv, ist die Kunst von Thoma Vuille vor allem ehrlich und generös. Mit einem Hauch Unbekümmertheit. Der Himmel erinnert an das Dach eines Zirkuszelts. Die Wolken an Popcorn.

Urkomisch und mit herzförmiger Nase ist M. CHAT die personifizierte Gutmütigkeit. Sein Kopf erinnert mit seiner Form und seiner Farbe ein wenig an einen Smiley, das ambivalente Symbol der House-Szene. In dem breiten, halbmondförmigen Grinsen des Katers, das speichenartig angeordnete Zähne aufblitzen lässt, scheint eine Spur Verrücktheit zu liegen. Ein Eindruck, der durch die hypnotischen Augen mit den weissen Iriden und Pupillen, die der Katze einen leicht irren Blick verleihen, noch verstärkt wird.

Der berühmte Stubentiger fühlt sich sichtlich wohl und hat es sich inmitten von symbolträchtigen Gebäuden der Region wie ein Urlauber in seinem aufblasbaren Flamingo gemütlich gemacht. Auf diese Weise bekundet sein aus La Sagne stammender Schöpfer sowohl seine Verbundenheit mit dem von Seen und Bergen geprägten Kanton Neuenburg und als auch seine Begeisterung für die Geschichte und die Gebäude, die die Garanten der Demokratie, mit anderen Worten, die Institutionen der Macht beherbergen: das Rathaus von Le Locle (Sitz der kommunalen Macht) und das Kollegiat von Neuenburg (Sitz der kantonalen Macht).

M. CHAT legt – als sei es die Schulter eines alten Freundes – liebevoll eine Pfote auf die Reformierte Kirche von Le Locle. Ehre wem Ehre gebührt, erreicht das Gebäude fast dieselbe Höhe wie der Eiffelturm. Das Zifferblatt auf der Kirchturmuhr ist leer, seine Zeiger somit der Fantasie des Betrachters überlassen. Kein Stress bei M. CHAT! Eine der Lieblings-Redewendungen von Thoma ist der Westschweizer Ausdruck «Y’a pas l’feu au lac!» («Es brennt nicht auf dem See!», also «Immer mit der Ruhe»).

Thoma Vuille liebt seine Wahlheimat Paris. Der über den Dächern von Paris gleich einem kulturellen Leuchtturm aufragende Eiffelturm erinnert daran, dass Französisch die Muttersprache der Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons Neuenburg ist. Die Abbildung dieses Monuments auf dem Fresko unterstreicht den kulturellen Einfluss der «Ville Lumière» auf die Westschweiz und die Welt im Allgemeinen. Thoma versetzt den Eiffelturm einfach in den Kanton Neuenburg und bringt damit ein Ideal zum Ausdruck: die Kultivierung der Annäherung der Kulturen.

Der Neuenburgersee und die Alpen mit Eiger, Mönch und Jungfrau bilden den Hintergrund der Komposition. Seine räumliche Wirkung erhält das Werk durch das Nebeneinander verschiedener Ebenen, auf denen Massstäbe und Perspektiven munter miteinander kollidieren.

Der Titel des Werks spiegelt die unbekümmerte Grundstimmung des Freskos wider. Der Künstler hat sich des Spruches bedient, der die Ostfassade des Rathauses von Le Locle ziert: «Les hommes ont divisé le cours du Soleil et déterminé les heures» («Der Mensch hat den Lauf der Sonne unterteilt und die Stunden festgelegt»), um ihn in «Les hommes ont divisé le soleil et déterminet le travail» («Der Mensch hat die Sonne unterteilt und die Arbeit festgelegt») abzuwandeln. Das zeigt, dass man einem berühmten Vorgänger, in diesem Fall Ernest Biéler(1), Tribut zollen und ihn gleichzeitig ein wenig necken kann.

Die Grösse der Signatur des Künstlers zeugt von einem gewissen Narzissmus – wohl noch ein Überbleibsel aus der «Tagging Culture».

(1) Siehe die Seite «KÜNSTLERINNEN/KÜNSTLER», Rubrik «AUSSERHALB DES PROGRAMMS».
© exomusée – Januar 2022 – Redaktion: François Balmer – Übersetzung: Proverb, Heiler & Co

Collège des Jeanneret

- DER KÜNSTLER -

M. CHAT

M. CHAT ist eine Graffiti-Katze des französisch-schweizerischen Künstlers Thoma Vuille, die ihren ersten Auftritt 1997 in Orléans im Département Loiret hatte. Markenzeichen dieser rätselhaften Figur ist ihr stets breites Grinsen. Seit 2003 wachsen ihr zudem weisse Flügel auf dem Rücken. Der Künstler malt seine Katze für gewöhnlich auf Wände an unzugänglichen Orten. Abbildungen von M. CHAT finden sich in vielen Ländern Europas (England, Deutschland, Spanien, Niederlande, Schweiz, Bosnien und Herzegowina …), insbesondere aber in Frankreich: in Paris (auf über 80 Wänden entlang der Achse Porte de Clignancourt / Porte d’Orléans), in Orléans, wo sein Schöpfer 2003 den Raum für zeitgenössische Kunst, Galerie Wall (heute geschlossen), gründete, aber auch in Rennes, Nantes, Tours, Trouville-sur-Mer, Blois, La Rochelle, l’Île de Ré, Sète, Saint-Étienne, Hénin- Beaumont. Die Katze ist jedoch auch in anderen Teilen der Welt zu finden: New York, Hongkong, Macau, Seoul, Huế, Dakar usw. M. CHAT ist zudem das Leitmotiv eines Films von Chris Marker mit dem Titel «Chats perchés» aus dem Jahr 2004, der im selben Jahr im Centre Pompidou gezeigt wurde. Zu diesem Anlass wurde auf dem Vorplatz des Centre Pompidou ein riesiger M. CHAT realisiert. Im Rahmen dieser von Arte organisierten Veranstaltung erhielt der Künstler von der Zeitung Libération einen Freibrief, wie ihn in der Vergangenheit bereits Annette Messager oder Philippe Starck erhalten hatten. Ein Gespräch zwischen Chris Marker und Thoma Vuille bildet den Abschluss eines von Annick Rivoire über Chris Markers Film verfassten Artikels. (Quelle: Wikipedia)
© exomusée – Januar 2022 – Redaktion: François Balmer – Übersetzung: Proverb, Heiler & Co
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